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Geboren 1956 in Singen
Berufsausbildung, Tätigkeit in der Industrie
Als Maler Autodidakt seit 1980 Freiberuflich tätig
1986 Studienreise Singapur, Philippinen, Südafrika
1989-1990 Auslandsaufenthalt in San Diego, Kalifornien, USA
1991 und 1996 Studienreise nach Kalifornien, 2 Kinder


Öffentliche Ankäufe:
Regierungspräsidium Tübingen, Freiburg, Kunstmuseen Engen, Singen, Sparkasse Singen

Zu den Arbeiten Roland Heyders
Kunst: Ausdruck einer Individualität.
Robert Musil


    Was Roland Heyder sich auf die Ochsentour selbst beigebracht hat, dafür müssen manche jungen Leute viele Jahre studieren. Seine „Akademie des Lebens“ jedenfalls hat ihn weit gebracht, hat ihn aber auch vor Hochmut bewahrt und hat ihm die seltene Gabe des Humors in der Kunst beschert. Wie anders könnte er so ungeniert und gekonnt seine gemalten Collagen ersinnen, oder sein augenzwinkerndes Ölbild „Vermeers Malkunst“! Eine Kopie? Gewiss auch das! Altmeisterliche Technik, Drapierungen, Maler und Modell, selbst der flämische Lüster, die Landkarte, das seltsam intime und zugleich doch helle Atelierlicht: alles originalgetreu, wäre da nicht auf eben dieser Landkarte eine moderne junge Frau zu sehen, die sich ein wenig fragend in dieser Inszenierung umsieht, wäre die leichte Ironie, das Spiel mit der Vergangenheit gar nicht sofort erkennbar.

    Landschaften, Interieurs, Akte, Collagen, was auch immer unter Roland Heyders Händen entsteht ist von einer ungemeinen Liebe zum Detail bestimmt. Er setzt seine grauen Wolken in leblose Landschaften, lässt das Licht auf seine altmeisterlichen Miniaturlandschaften leuchten, zu denen er oft in seinen Bildern Ausblicke eröffnet, er zitiert, setzt gelegentlich aber auch – einer Collage vergleichbar – unterschiedlichste Komponenten und Aussagen zu einem Bild zusammen, so im 1999 entstandenen Ölbild „Otto Dix“, in dem sich neben dem Porträt des Künstlers Zitate aus seinen Werken, Reflektionen über Leben und Tod, Szenen aus Dix’schem Inferno aber auch Architektur und romantische Landschaftsszenen finden lassen.

    Einen Zug zur Romantik, gepaart mit der ihm eigenen Ironie, entdeckt man häufig in den Heyder’schen Bildern, so auch in „Geschlechtertrennung“ von 1996. Aus der Leinwand, die im Bildvordergrund mit einem Panzernashorn nebst dem eben dieses zeichnenden Bleistift, einem Apfel und einer ihn zerteilenden Klinge besteht, deren Schaft nach oben zu einem Regenrohr mutiert, wächst ein Haus. Mit einer optischen Brechung auf halber Höhe, als veränderten sich da die Luftschichten, perspektivisch so gestaltet, dass der Betrachter sich unwillkürlich nach hinten beugt, Das schöne, südländisch anmutende Haus, von dem der Putz abbröckelt, beherbergt Menschen, links den Mann, der sich weit aus dem Fenster lehnt, mit einer Angel einen Vorhang lüftend, der über einem Mauerdurchlass hing und der jetzt den Blick in eine schöne südliche Landschaft freigibt. In der rechten Abteilung des Hauses die Damen, eine wie eine Allegorie als Rückenakt im Fenster stehend, die andere - ebenfalls ein Akt – sich weit aus dem Fenster herausbeugend, um den Angelnden zu reizen oder nur zu betrachten, der jedenfalls scheint sich nur für seine Angel zu interessieren scheint. Eine Allegorie? Ein Vexierbild? Man wünscht sich einen schmunzelnden Roland Heyder in dieses Bild, der dem Betrachter zu weiteren Spekulationen auffordert.

    Zur Technik
Roland Heyder bevorzugt Öl und Leinwand, wenn er sich auch recht erfolgreich als Fotograf und Lithograph betätigt hat. Allein im Öl, so sagt er selbst, fühlt er sich zuhause. Manche seiner Bilder entstehen fast im Augenblick ihrer Idee, die meisten jedoch brauchen eine lange Reifezeit; die zeitaufwendige Technik der Fertigstellung des jeweilig in Arbeit befindlichen Bildes erlaubt diese lange Vorbereitungszeit.

Lydia Jantzen-Philipp

    Wenn die Erde von gestern auf den Himmel von morgen trifft
Dieser Titel eines Bildes von Roland Heyder ist Konzept und Programm seiner Kunst. Jedes einzelne Bild mit seinem Detailreichtum und erst Recht alle Bilder zusammen gesehen atmen Weite. Realistische Malerei, so wird hier deutlich, ist keineswegs, wie üblicher Weise angenommen, eine Einschränkung und Beschränkung für die Kunst.

    Alles Geschehen zwischen Erde und Himmel, zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Realität und Fiktion, zwischen Normalität und Absurdität, zwischen Außen- und Innenwelten, zwischen historischer Exaktheit und Traum, zwischen Illusion und Desillusion, zwischen gesellschaftskritisch bis zutiefst persönlich reicht der Spannungsbogen seiner Bilderwelten. Solche Gegensätze lassen ein explosives Weltpanorama entstehen, das so reich ist wie das Leben selbst. Nicht nur Motive, stilistische Anklänge und der aufwändige realistische Malstil von Roland Heyder lassen Beziehungen zu barocken Malern wie Jan Vermeer erkennen. Die Vorstellung über die Kunst eine Gesamtschau des Lebens, ein Gesamtkunstwerk herzustellen scheint auch Roland Heyder anzutreiben. Der Ausgangspunkt für eine solche Schau hat sich bei ihm aber grundsätzlich verschoben. Waren die Barockkünstler noch geprägt von religiösen Vorstellungen und fasziniert von äußerer Pracht und Reichtum, so ist Roland Heyders Ausgangspunkt einzig und allein das Individuum, das sich auf sein Bewusstsein und Unbewusstsein verlässt und das permanent Bilder produziert.

    Roland Heyder besitzt die erstaunliche Fähigkeit und Technik diese auch auf der Leinwand festzuhalten. Mit den Mitteln der Kombinatorik und Assoziation verbindet er Rationales und Faktisches mit der Metaphorik und Symbolik des Traums. In der Verschmelzung von Außen- und Innenwelt entstehen "Traumbilder", die weit über die Vorstellung der Barockzeit von einem Ganzen hinausgehen. Diese dramatischen Konfliktbilder des Künstlers bedürfen keiner sprachlichen Erklärung.

    Mit diesen Bilderströmen kann jeder Betrachter seine eigenen Vorstellungen in Gang setzen. Die Fähigkeit Erscheinung präziser als dies jede Fotografie vermag, festzuhalten erstaunt und verblüfft den Betrachter. Roland Heyder nutzt dabei alle von Künstlern entwickelten realistischen Maltechniken, die der alten Meister genauso wie die der Surrealisten, der Fotorealisten, magischen, kritischen und phantastischen Realisten und erweitert sie durch seine eigenen Entwicklungen. So bewundert man seine Fähigkeit die Stofflichkeit der Dinge wiederzugeben: Haut, Wasser, Holz, Stein, usw. Besonders deutlich wird dies an seinen gemalten Kleidungsstücken, Verhüllungen, an Stoffen und Tüchern, die oftmals den Bildaufbau gliedern und steuern. Auch seine Farbigkeit und die Steuerung des Lichts auf dem Bild sind ganz eigene Entwicklungen. Jede Szenerie hat ihre eigene Ausleuchtung, die nicht an die farbige Realität der Dinge gebunden ist. So werden seine Bilder zu Farbräumen, die er mit unterschiedlichen und gegenläufigen Zentralperspektiven weiter vertieft.

    Das alles löst beim Betrachter einen Sog aus, der einem nicht mehr so schnell loslässt, weil man auch - sogar über Jahre hinweg - immer wieder andere Elemente der Bilder entdeckt, die neue Assoziationen und Erkenntnisse auslösen.

Rudolf Greiner